GB 02/2021: „Woher kommen eigentlich wir Messdiener?“

Diese Frage stellte einer unserer Messdiener*innen bei einem digitalen Treffen kurz nach dem Erscheinen der letzten Gemeindebriefausgabe. Da niemand ad hoc eine Antwort auf diese gute Frage hatte, versprach ich ihr bis zum nächsten Gemeindebrief auf den Grund zu gehen. Von den Anfängen bis heute hat sich erstaunlich viel getan.

Der erste Rechercheansatz war die Suche nach der Wortherkunft. Da Messdiener*in sich relativ einfach in die Bestandteile Messe und Dienen zerlegen lässt, habe ich mir das Synonym Ministrant*in genauer angeguckt – und mich in eine Sackgasse manövriert. Dieses Wort stammt aus dem Lateinischem und ist eine Ableitung vom Verb ministrare. Hätte ich damals im Lateinunterricht besser aufgepasst, wüsste ich noch, dass es sich mit dienen, bedienen oder helfen übersetzen lässt. Übrigens: Das Wort ist eng verwandt mit dem Begriff Minister*in, welches wir auch heute noch kennen.

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Nachdem die Suche im Wörterbuch eher weniger gut geklappt hat, habe ich mir einen anderen dicken Wälzer vorgenommen: Die Bibel! Da meine Recherchezeit begrenzt war und die Bibel nicht gerade wenig Seiten hat, beschränkte ich mich mit einer Stichwortsuche. Das Suchwort Dienen bringt es dabei auf 183 Treffer. Gott zu dienen ist also ein uraltes Motiv, dass auch schon sehr häufig im alten Testament vorkommt. Von unserer heutigen Form des Messe Dienens ist das aber noch sehr weit weg. Im neuen Testament allerdings beschreibt Paulus in einem Brief an die Gemeinde in Korinth den Gottesdienst – und verteilt dabei auch verschiedene Rollen (1 Kor 14,26). Viele der urchristlichen Rollen kennen wir vom Namen heute auch noch, allerdings haben sich zum Teil die Aufgaben gewandelt. Unter Bischöfen, Priestern, Diakonen und Lektoren fanden sich zudem die Akolythen, welche die Gaben zum Altar brachten und bei der Eucharistiefeier unterstützten. Anders als heute wurde dieser Dienst nur von Personen ausgeübt, die eine Priesterweihe anstrebten.

Im Mittelalter wurde die Gemeinde stärker von den Priestern getrennt. Zum einen sprachlich, da lediglich auf Latein gepredigt wurde und das kaum jemand außer den Priestern verstand. Zum anderen auch baulich, in dem Kirchräume so errichtet wurden, dass praktisch unterschiedliche Räume für Priester und für die Gemeinde entstanden. Als Stellvertretung der Gemeinde durften Jungen im Altarraum mitfeiern. Diese wurden in Chorschulen auf diesen Dienst vorbereitet. Dort lernten sie Rechnen, Schreiben und Latein sowie liturgische Inhalte. Zwar ging diesem Messdienst keine Form der Weihe wie noch bei den Akolythen voraus, allerdings sollten die Kinder gezielt auf das Priesteramt vorbereitet werden.

Vieles geändert hat erst das Zweite Vatikanische Konzil, eine große Reform in der katholischen Kirche vor nicht einmal 60 Jahren. In dieser Reform wurden die Gottesdienste modernisiert und auch die Rolle der Messdiener wie wir sie heute in etwa kennen eingeführt. Ob Mädchen mit am Altar dienen durften, war zu dem Zeitpunkt noch unklar. Seit 1970 wurde sich öffentlich darüber gestritten und mancherorts einfach gemacht. Erst 1992 stellte Papst Johannes Paul II. offiziell klar, was für uns heute alle völlig normal ist: Mädchen dürfen am Altar dienen!