In der Regel fällt einem die Suche nach einem Thema rund um die Messdiener für die neuste Ausgabe des Gemeindebriefes relativ leicht. Irgendwas ist immer passiert. Sei es eine Messdienerfahrt oder ein 24-Stunden-Rennen. Oder jemand hat sich tränenreich verabschiedet.
Manchmal jedoch sitzt man wie dieses Mal zwischen den Jahren am Rechner, starrt auf das weiße Blatt im Textdokument und es will einem partout keine Geschichte einfallen, die noch nicht erzählt wurde und gleichzeitig aber geeignet ist, um sie hier zu veröffentlichen. Daher fragte ich meine Mitleiterinnen und -leiter, welche Ideen sie denn hätten. Unter den Vorschlägen war auch eine Aktion, die ich besonders spannend fand, aber gar nicht auf dem Schirm hatte. Warum ich die nicht auf Schirm hatte? Ich selbst war an jenem Tag gar nicht mit dabei. Mein Problem nun: Wie erzähle ich eine Geschichte, bei der ich selbst nicht dabei war?
Bei mir sitzen jetzt Anna, Annika, Johannes, Tobias K. und Moritz. Ihr seid mit weiteren Leiterinnen und Leitern allesamt gemeinsam unterwegs gewesen: Wohin habt ihr euch als Leiterrunde denn aufgemacht?
Johannes: Nach Essen in die Domschatzkammer! Sie liegt direkt neben dem Dom in der Innenstadt.
Tobias: Und dort waren wir bei einer Führung dabei.
Wie habt ihr denn überhaupt von dieser Führung erfahren?
Moritz: Es hat alles mit der 72h-Stunden-Aktion angefangen. An einem langen Wochenende haben wir Messdiener eine Tagesstätte der Caritas renoviert. Im Anschluss gab es eine Abschlussveranstaltung auf dem Domvorplatz und eine Postkartensuchaktion in der Domschatzkammer.
Annika: Alle, die die Aktion erfolgreich absolviert hatten, nahmen an einer Verlosung teil und bei der hat Angelina aus unserer Leiterrunde eine Gruppenführung gewonnen.
Wie waren eure Erwartungen im Vorhinein?
Tobias: Ich habe mich intensiv mit einem Wikipedia-Artikel in der Nachtschicht vorbereitet. Nein, das stimmt natürlich nicht. Ich bin vorher ja, wie viele andere sicherlich auch, schon häufig im Dom gewesen, war aber noch nie in der Domschatzkammer. Und auch allgemein wusste ich jetzt nicht so viel über den Dom.
Was habt ihr alles gesehen und erfahren? Was waren eure Highlights?
Anna: Zu Beginn der Führung haben wir einiges über die Stadt Essen erfahren. Die Kirchen und Klöster haben nämlich schon früh zum Reichtum der Stadt beigetragen. Das ist vor allem den damaligen Nonnen zu verdanken.
Johannes: Ein Highlight war der riesige, siebenarmige Leuchter hinten im Dom. Der war auch mal ganz golden verziert, aber mit dem Alter ist das Gold abgegangen. Später wurde er auch mal restauriert und ihm wurden Edelsteine eingesetzt, allerdings wusste man nicht was für Steine davor dran waren, die sind nämlich verloren gegangen. Bei jeder Chrisammesse, wenn man in den Dom einzieht, läuft man an ihm vorbei, aber er ist einem noch nie so wirklich aufgefallen.
Annika: Direkt am siebenarmigen Leuchter geht es auch runter in die Krypta. Dort ist das Vater Unser als Gemälde an der Decke abgebildet. Man stellt sich jetzt vielleicht ein altes Gemälde vor, aber es war sehr modern gehalten. Der Teil „Erlöse uns von dem Bösen“ wurde beispielsweise durch Fernseher dargestellt!
Anna: Dort unten sind auch die Bischofsgräber. Jeder Bischof von Essen hat das Recht dort begraben zu werden. Das war recht seltsam, weil man gedacht hat: „Okay, ich stehe jetzt gerade auf einem Grab drauf!“ Dort unten in der Krypta kann man auch Messen feiern. Es gibt auch einen Altar, der ganz aus Glas ist. Durch ihn kann man auch die Reliquie sehen. Und oberhalb des Altars gibt es eine Glaskuppel, durch die das Licht von draußen in die Krypta reinfällt.
Tobias: Wir haben noch eine der bedeutendsten, zusammenhängenden Stabkreuzsammlungen des 11. Jahrhunderts gesehen und…
Johannes: …eine ganz besondere goldene Madonna! Das ist die älteste noch erhaltene, dreidimensionale Marien-Darstellung.
Anna: Die Madonna besteht von innen übrigens komplett aus Holz und wird von winzigen Nägeln zusammengehalten. Man vermutet auch, dass Sie von innen teilweise verrottet ist, man weiß es aber nicht so genau, da man nicht hineingucken kann.
Zu ihr gab es dann noch eine Geschichte, oder?
Moritz: Als wir dann vor der Madonna standen, hat der Mann, der die Führung gehalten hat, stolz betont, dass die Madonna auf der ganzen Welt bekannt ist. Daraufhin habe ich ihm mal mein Hintergrundbild vom Handy gezeigt und davon erzählt, dass wir uns das Bild regelmäßig gegenseitig zeigen. Er fand es so witzig, dass er mich gefragt hat, ob er das abfotografieren könnte. Ein Tag später war es dann auf Facebook zu sehen.
Wie ist euer Fazit?
Johannes: Eine rundum gelungene Führung!
Annika: Empfehlenswert!